Probefahrt e-Golf (300)
Wieso sind eigentlich alle e-Golf Vorführwagen weiss?
Nach der schon sehr überzeugenden Probefahrt im “alten” e-Golf (190) hatten wir etwas später die Gelegenheit in Paderborn den aktuellen e-Golf (300) zu testen.
Ich muss sagen: das war die entspannteste Probefahrt bisher. Der Verkäufer hat als einziges Limit seinen Feierabend gesetzt (was uns knappe 3 Stunden Zeit gab), und im Gegensatz zu der Hyundai Verkäuferin waren die zu fahrenden Kilometer kein Thema - ganz im Gegenteil.
Aber von Anfang an. Schon bei der telefonischen Terminvereinbarung wurden wir darauf hingewiesen das ein Elektroauto kein billiges Vergnügen ist. Der Verkäufer wollte uns nicht zu einem Verbrenner drängen, sondern wies direkt darauf hin das es weit weniger Spielraum beim Rabatt gibt als bei anderen Modellen. Ein Problem was auf fast alle Elektroautos zutrifft, nur Hyundai mit dem Ioniq scheint hier die Ausnahme zu sein. Das ist wohl einer der Hauptgründe für die mangelnde Motivation der Autoverkäufer im Bereich Elektromobilität.
Vor der eigentlichen Probefahrt fand dann erstmal das Verkaufsgespräch statt - wir wunderten uns zwar, aber wieso nicht. Gut das ich schon den VW-Code der Wunschausstattung dabei hatte, damit ging das dann recht fix. Der Verkäufer war nur etwas überrascht das wir den Wagen nicht nach Paderborn überführt haben wollen, sondern eine Werksabholung planen. Seine Reaktion: “Oh, da sind sie aber mutig. Aber gut, Wolfsburg sind knappe 280 km, das könnte man vielleicht mit einmal nachladen schaffen”. Seine Augen wurden noch größer als wir sagten das wir eher an Dresden dachten :-). Das macht dann etwa 450 km, was für eine Jungfernfahrt Ende September schon spannender werden könnte. Die Route ist aber schon geplant, gerade an der A4 gibt es hoffentlich genug Tank und Rast Schnellader.

Dann ging es aber endlich los, die Fahrt ging über Landstraße von Paderborn nach Warburg, dann sind wir dort noch etwas rumgefahren, und abschließend dann über die Autobahn wieder zurück nach Paderborn. Wie bei den anderen Probefahrten waren wir nicht hochgradig effizient unterwegs, sondern haben auch mal mit Kickdown geschaut was der Wagen so kann, und auch ob er auf der Autobahn die angegebenen 150 km/h erreicht. Insgesamt haben wir 115km zurückgelegt, und hätten laut Bordcomputer auch noch weitere 139 km fahren können. Das Wetter war auch angenehm sonnig, wir hatten aber auch die ganze Zeit die Klimaanlage eingeschaltet. Der Vorführwagen hatte keine Wärmepumpe verbaut, so das ein Fahrzeug mit unserer Wunschkonfiguration noch einen Tick effizienter sein sollte.
Unterm Strich: 250km Reichweite bei warmen, aber nicht sommerlichen, Wetter. Und das bei einem Streckenprofil was meinem täglichen Arbeitsweg entspricht - da waren wir sehr positiv überrascht. Ich werde das auf jeden Fall mal ausprobieren. Falls es nicht klappt gibt es ja einen netten Schnelladepunkt unterwegs, der auch noch kostenlos ist.
Die generellen Erkenntnisse zum Thema e-Golf haben ich ja schon im Posting zur Probefahrt mit dem Vorgängermodell beschrieben, daher gibt es hier nur die Unterschiede zwischen den Generationen:

- Alle Vorteile des Vorgängermodells gegenüber dem Ioniq haben weiter Bestand: Dämmung, Verarbeitung, Haptik…
- Das digitale Tacho im Golf ist um längen besser als im Ioniq, wo es nur ca. halb so groß ist und von “oldschool” Leuchtanzeigen umringt wird. Im Golf ist es in voller Größe, und besser an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.
- Die Mehrleistung des aktuellen e-Golfes gegenüber dem VFL haben wir nicht wirklich bemerkt, die größere Reichweite allerdings schon.
- Reichweite - im ersten Eindruck unentschieden im Vergleich zum Ioniq. Wir haben auf vergleichbarer Strecke getestet, es gab durchaus Vorteile für den Ioniq, insbesondere mit eingeschalteter Klimaanlage. Andererseits hatte der eGolf keine Wärmepumpe verbaut.
- Der neue e-Golf (300) läd an Typ2 Ladepunkten jetzt mit 2 Phasen / 16 A, also doppelt so schnell wie der Vorgänger.
- Das neue Discover Pro Navi/Mediensystem ist ein Fortschritt, allerdings fehlt ein normaler Lautstärkeregler. Das Display ist jetzt auch Hochglanz, und scheint mehr Fingerabdrücke anzuziehen als das alte Navi mit dem matten Display. Die Gestensteuerung haben wir nicht hinbekommen.
- Die dunklen Stoffsitze gefallen uns deutlich besser als das Grau im Vorgängermodell.
Der einzige richtige Nachteil des Golfes ist das CCS-Laden mit “nur” 40 kw, da ist der Ioniq klar besser. Mal schauen wie uns das dann noch auf die Füße fällt, andererseits scheinen viele Ladesäulen in der Gegend eh “nur” 50kw CCS anzubieten. Dafür ist man dann an Typ2 (also daheim) etwas fixer.
Unterm Strich haben wir uns für den e-Golf entschieden, jetzt muss aber erst noch die Ladesituation daheim geklärt werden. Für uns ist der e-Golf das rundeste Gesamtpaket, gerade als “Golf”-Fahrer und als Einstieg in die Elektro-Welt. Man kennt das Auto, und muss sich “nur” an das Elektro-Thema gewöhnen. Eine passende VW-Werkstatt am Ort, und die kürzere Lieferzeit im Vergleich zum Ioniq waren dann das i-Tüpfelchen.